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Übergangslektüre digital

Eine besondere Form der Lektüre stellt das Text-Adventure dar: Man liest eine Geschichte und trifft dabei als Akteur der Geschichte immer wieder unter einer Auswahl an Möglichkeiten die Entscheidung darüber, wie die Geschichte weitergehen soll. Das Lesen erfolgt also interaktiv. Darin liegt der Reiz.

Dieses Leseformat, das es seit den 1960er Jahren in der Kinder- und Jugendliteratur gibt (z. B. die Reihe "Tausend Gefahren. Du entscheidest selbst"), erhält durch die Digitalisierung neue Möglichkeiten und rückt dadurch in die Nähe von Computerspielen, bei denen Interaktivität ja zum Programm gehört. Das Lesen wird zu einem Spiel ("Gamification"). Die digitalen Text-Adventures sind in der Regel aufwendiger gestaltet als Bücher und sorgen für eine höhere Entscheidungsverbindlichkeit, weil nicht ohne Weiteres vorgeblättert werden kann.

Der Reiz des Spielbuch-Prinzips kann für den Lateinunterricht fruchtbar gemacht werden. Auch wenn bei der lateinischen Lektüre das Lesen langsamer erfolgen muss, weil es mit dem Übersetzen verbunden ist, kann die spielerische Freude daran, eine Geschichte durch eigene Entscheidungen zu einem erfolgreichen Ende zu führen, grundsätzlich übertragen werden.

Die Umsetzung der Adventure-Lektüre im Unterricht kann auf verschiedene Weise erfolgen: Am ehesten bietet es sich an, dass die Schülerinnen und Schüler einzeln durch den Parcours der Entscheidungen laufen und ihr individuelles Lesetempo ebenso bestimmen wie die Wege, die sie in der Geschichte gehen wollen; aber auch Partnerarbeit ist möglich: Die Schülerinnen und Schüler unterstützen sich gegenseitig beim Übersetzen und entscheiden dann gemeinsam, wie es weitergehen soll. Die Geschichte kann selbstverständlich auch mit einer Lerngruppe gemeinschaftlich gelesen werden; nach jedem Abschnitt wäre auszuhandeln, welche Handlungsentscheidung die klügste sein könnte.

Damit das Übersetzen auch gelingt, sollten die Schülerinnen und Schüler vor jedem Abschnitt die notwendigen sprachlichen Vorbereitungen treffen. Dazu steht im Programm pro Abschnitt eine Liste an Lernwörtern zur Verfügung; eine alphabetisch sortierte Gesamtliste der Lernwörter befindet sich aber auch separat zum Download. Die Listen beruhen wie alles Material auf dieser Homepage auf dem Kieler Wortschatz. Die Bedeutungen von Wörtern, die nicht auf den Listen stehen, können im Randkommentar eines jeden Abschnitts nach Bedarf aufgerufen werden.

 

 

In den Fängen eines Hexers

Da die überlieferte lateinische Literatur keine Text-Adventure-Geschichten kennt, wurde für "latein-unterrichten.de" eine solche neu entwickelt. Entstanden ist eine lustige Gruselgeschichte um einen Lehrer namens Canidius, der sich als ein Hexer entpuppt und es auf schlaue Schülerinnen und Schüler und niedliche Hunde abgesehen hat. Die literarische Vorlage für das Canidius-Abenteuer, in das sich die Schülerinnen und Schüler stürzen können, um sich und ihren Hund Priap zu retten, sind im weitesten Sinne die Erzählungen über die Hexe Canidia bei Horaz, insbesondere die Satire I 8.

Die Canidius-Geschichte ist mit viel Liebe geschrieben und regt durch den frechen Erzählstil zum Weiterlesen an; sie stammt aus der Feder des Altphilologenpaares Antje und Florian Hurka (Eutin / Kiel). Die Bilder, die die Geschichte illustrieren, hat die Kieler Künstlerin Tine Pape erstellt, die den schaurig-lustigen Ton der Geschichte bildlich aufgegriffen und Darstellungen geschaffen hat, die motivieren und dabei helfen, den lateinischen Text zu entschlüsseln. Die technische Umsetzung lag in den Händen von Sebastian Fischer, die Redaktion hatte Britta Kunz inne.

 

 




 

 

Von Gefahr zu Gefahr

Dieses Textadventure erscheint im Sommer 2022. Die Schülerinnen und Schüler werden dann mit Aeneas oder Odysseus auf eine spannende Abenteuerreise gehen können.