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Petron - Cena Trimalchionis

Schein und Sein

Die Kieler Künstlerin Tine Pape hat für die Unterrichtseinheit "Schein und Sein" etwas Besonderes erstellt: ein Wimmelbild. Sie greift damit den ersten Eindruck auf, den man bei der Lektüre der "Cena Trimalchionis" erhält: Es herrschen Fülle und Chaos; die Erzählung quillt über an Details und scheint ungeordnet zu verlaufen. Das Wimmelbild spiegelt diesen Leseeindruck wider, indem es zahlreiche Einzelheiten versammelt und diese nebeneinander ausbreitet. Doch wie beim Text so ist es auch beim Bild: Der Schein trügt. Die "Cena Trimachionis" ist im Grunde ein kunstvoll konstruiertes Werk, das Fülle und Chaos inszeniert (zum Aufbau vgl. Gottwein). Tine Pape geht ähnlich vor: Wie auf einem Teppich sind verschiedene Erzählbausteine ohne Ordnung verteilt, schaut man aber genauer hin, wird man feststellen, dass sich einzelne Elemente zu Gruppen verbinden lassen; am offensichtlichsten ist dies beim Redewettstreit der Freigelassenen in der Mitte des Bildes der Fall.

Eine Besonderheit stellt die Darstellung der Speisen dar: Die Künstlerin trägt sie auf einem langen Tisch zusammen, der in das Gewimmel hineinragt; der voll beladene Tisch drückt die überbordende Fülle des neureichen Gelages aus, stellt darüber hinaus aber - wie der Text - die Speisen als verbindendes Glied des Geschehens dar. 

Die Figuren sind im Stil eines Cartoons dargestellt. Tine Pape greift damit die leichte Seite des Werks auf. Während andere Rezeptionsdokumente stärker den Abgrund des Menschlichen in den Fokus rücken, geht es Tine Pape zunächst um das Lustige und Humorvolle der "Cena". Sie lässt das Unangemessene und Ungenügende, das der Gastgeber und seine Gäste immer wieder an den Tag legen, aber durchscheinen. Dadurch kommt die bildliche Darstellung dem Text sehr nahe: Der durchaus naive Blick des Ich-Erzählers Enkolp setzt zumeist an der Oberfläche an und erst der Leser dringt weiter durch. 

Tine Pape kommt es nicht darauf an, die antike Welt historisch genau abzubilden. Immer wieder finden sich daher Elemente in der Darstellung, die eher in unsere Zeit gehören als in die vergangene. Das ist ein bewusst eingesetztes Stilprinzip, das die Einsetzbarkeit im Unterricht erfreulich gut unterstützt.

Das Wimmelbild ist als ständiger Begleiter der "Cena"-Lektüre gedacht: Es soll am Anfang neugierig auf den Text machen und während des Übersetzens als Entschlüsselungshilfe dienen; zum Abschluss der Lektüre soll es trotz seines Wimmelcharakters einen Überblick geben und bei der Gesamtdeutung des Werks helfen.

Im Folgenden wird das Wimmelbild in unterschiedlichen Formaten dargeboten, die sich entweder zum Druck oder zur Nutzung an digitalen Endgeräten eignen. 


 

Weiteres Bildmaterial, allerdings ganz anderer Art, befindet in der englischen Übersetzung des Satyricons von W. C. Firebaugh. In der Auflage aus dem Jahr 1923 sind ca. 100 Radierungen des australischen Künstlers Norman Lindsay enthalten, die einen drastisch-realistischen Eindruck vermitteln. Diese Darstellungen sind hier verfügbar.

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