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Ovid – Metamorphosen

Vier Zeitalter - Fortschritt und Rückschritt

Ovids Darstellung der vier Weltalter ist ein höchst komprimierter Text: Er versammelt eine große Fülle von Merkmalen einer jeden Epoche - nur die knapp dargestellte bronzene Zeit bildet eine Ausnahme - und lässt die Merkmale rasch aufeinander abfolgen. Trotz mancher Konkretionen ist der kulturphilosophische Text auch recht abstrakt. Beides - die Komprimierung und die Abstraktion - stellt für den Leseerfolg im Unterricht eine Herausforderung dar; Schülerinnen und Schüler können leicht überfordert werden und das Interesse an dem Thema verlieren.

Um einerseits das Textverständnis zu erleichtern und anderseits das Leseinteresse wachzuhalten, sind für die unterrichtliche Lektüre Bilder entstanden, die in besonderer Weise angelegt sind: Es handelt sich um "Textbilder". Diese Darstellungen sind dadurch geprägt, dass der Text unmittelbar mit Bildelementen kombiniert ist und auch selbst bildlich gestaltet ist. Der visuelle Eindruck von Form, Farbe und Objekt nimmt direkt Einfluss auf den Lesevorgang - einstimmend, begleitend oder absichernd und immer unterstützend. Die Verschmelzung von Text und Bild zu einem kombinierten Wahrnehmungsvorgang unterstützt nicht nur das Leseverständnis, sie stärkt auch die Lesemotivation: Die Bildinhalte sind in der Regel keine Illustrationen, sondern symbolische Entsprechungen, die entschlüsselt und geklärt werden wollen; nicht selten überraschen sie den Betrachter und verlassen das antike Sujet. Die fruchtbare Verbindung von Text und Bild findet aber nicht nur auf der Versebene statt: Die Textbilder unterliegen auch einer kunstvollen Gesamtkomposition, die jedem Textabschnitt Koheränz verleiht.

Die Textbilder sind im Jahr 2021 von der Kieler Künstlerin Meike Schlemmer erstellt worden - in enger Abstimmung mit fachdidaktischen Anliegen, sodass Kunstwerke mit didaktischem Nutzen entstanden sind. Die Arbeit der Künstlerin zeichnet sich durch die Besonderheit der von ihr verwendeten Technik aus: Die Bilder sind Scherenschnitte. Diese Darstellungsform bringt stark konturierte und flächige Figuren hervor, die sehr modern wirken, weil sie an Icons oder an bestimmte Graffitti erinnern, und Schülerinnen und Schüler darum in vertrauter Weise ansprechen.

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