MENÜ

Martial - Epigrammata

Wie setzt man eine Pointe?

Die Unterrichtseinheit zu Martials Epigrammen geht der Frage nach, wie es gelingt, einen Gedanken so zu formulieren, dass er zu einer witzigen Pointe führt. Diese Frage betrifft die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler in grundsätzlicher Weise: Immer wieder sind Gespräche und ganz besonders Gespräche unter Jugendlichen davon geprägt, einer Situation oder Beobachtung eine komische Seite abzugewinnen. Eine Unterrichtseinheit, die sich dieser Frage annimmt, baut also auf Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler auf und greift ihr Interesse auf, in ihrer Welt als geistreich und schlagfertig zu gelten.

Mit Martial haben die Schülerinnen und Schüler nun einen Lehrer in dieser Frage gefunden. Ihm gelingt es in zahllosen Gedichten, aus einer einfachen Situation, die er scharfsinnig beschreibt, eine komische Pointe zu entwickeln. Wie macht er das? Welche sprachlichen und gedanklichen Mittel setzt er ein? Diesen Fragen soll zum Nutzen der Schülerinnen und Schüler nachgegangen werden.

Damit sie ein Gespür für die Mechanismen des Komischen erhalten, müssen sie bei jedem Gedicht der Einheit (auf Deutsch) einen eigenen Vorschlag dafür entwickeln, wie die Wendung ins Komische gestaltet sein könnte - noch bevor sie Martials tatsächliche Pointe kennenlernen. Sie übernehmen also die Rolle des Dichters und gleichen ihre gedankliche Kreativität mit der des römischen Autors ab. Es zeigt sich, dass eine treffende Pointe kein Zufallsprodukt ist und daher auch misslingen kann. Meist überrascht Martial die Schülerinnen und Schüler durch seinen Ideenreichtum und amüsiert sie. Doch ist das Ziel auch eine kritische Reflexion. So können die Schülerinnen und Schüler durchaus auf Distanz zu Martial gehen und die selbst entwickelte Pointe seiner vorziehen.

Über die Entwicklung einer Pointe nachzudenken, sie sogar wie ein Dichter zu formulieren, ist für Schülerinnen und Schüler reizvoll. Der Eifer, sich an diese Arbeit zu machen, wird aber dadurch gebremst, dass zunächst die Ausgangssituation, aus der sich dann die komische Wendung ergibt, erfasst werden muss. Diese ersten Verse eines Martial-Gedichtes umfassen in der für diese Einheit getroffenen Textauswahl zwar immer nur wenige Wörter, ein Grundproblem aber bleibt, gerade bei kurzen Gedichten: Die Ausgangssituation beschreibt meist etwas Spezielles (nicht unbedingt immer aus dem römischen, sondern oft aus dem menschlichen Leben überhaupt) und diese Besonderheit wird ohne Vermittlung direkt präsentiert: Martial stürzt den Leser gewissermaßen in die Situation. Um zu vermeiden, dass das Erfassen der Ausgangssituation die Lektüre dominiert und die Freude an der Pointen-Entwicklung dadurch abnimmt, wird den Schülerinnen und Schülern in dieser Unterrichtseinheit die Ausgangssituation, die Martial beschreibt, jeweils auf Latein und Deutsch geboten. Der zweite Teil des Gedichtes hingegen muss selbstständig übersetzt werden.

Diese Beschleunigung der Lektüre ergibt sich also einerseits aus dem fachlichen Ziel, die Arbeit an der Pointe in den Mittelpunkt zu rücken, und andererseits aus dem motivationalen Ziel, einen spürbaren Lesefluss zu erzeugen. Das passt gut zum Einsatzort der Martial-Lektüre: Sie eignet sich als Einstiegslektüre, also erste Originallektüre, und darf in dieser Funktion daher eine gewisse Leichtigkeit mit sich bringen.

Einen zusätzlichen Anreiz stellt in dieser Einheit das Medium dar, mit dem gearbeitet wird: Die Aufgaben sollen in digitaler Form gelöst werden - Martial digital.

Übersicht Lektüre