Catull – Carmina
Die Geschichte einer gescheiterten Liebe
Die hier gezeigten Fotos sind ebenfalls speziell zu den ausgewählten Lesbia-Gedichte entstanden. Ideengeber Flemming Zunker, Fotograf René Wandel und Schauspieler Martin Borkert haben sie im Jahr 2019 aufgenommen.
Die Fotos zeigen Catull (genauer das lyrische Ich „Catull“) in unserer heutigen Welt. Ihre Verschiedenheit passt zum Facettenreichtum der Persönlichkeit Catulls sowie dem Auf und Ab seiner Liebe zu Lesbia. Auch wenn sie realistisch daherkommen, sind die Fotos bewusst inszeniert und präsentieren mehr, als es auf den ersten Blick scheint: Sie weisen stets etwas Unklares und Rätselhaftes auf, das es zu ergründen gilt. Darin liegt ihr Reiz. Den Schüler*innen begegnen also zum einen hochrealistische Fotografien, die aus ihrer Lebenswelt stammen könnten, zum anderen die Inszenierung einer Person, die in ihren Darstellungen den Raum für spannende Spekulationen lässt. Dieses Zusammenspiel von Bekanntem und Unbekanntem regt die Schüler*innen dazu an, sich auf den Hintergrund der Darstellung einzulassen und in die Gedichte zu schauen, um durch sie zu verstehen, was gemeint ist. Die Auseinandersetzung mit den Gedichten wird so zu einem doppelten Entschlüsselungsvorgang: einem textlichen und einem bildlichen. Beim Übersetzen findet in diesem Sinne ein kontinuierlichen Text-Bild-Vergleich statt; dabei liefern die Fotos – wie die Schüler*innen schnell merken – eine eigenwillige Interpretation der Gedichte, die es zu überprüfen und zu hinterfragen gilt: Die Entschlüsselung wird zur Beurteilung.
Überraschend an den Bildern ist wohl vor allem dies: Catull ist auf den Fotos stets allein zu sehen – ohne seine Lesbia. Das liegt daran, dass die Liebesgeschichte der beiden uns allein aus seiner Perspektive erzählt wird. Die Fotos offenbaren dies, und zwar noch deutlicher als der Text, in dem Lesbia irgendwie präsent zu sein scheint. Die Arbeit mit den Fotos kann auf ganz klassische Weise erfolgen: in gedruckter oder digitaler Form. Es ist aber auch noch etwas Anderes möglich - die Einbeziehung des verbreiteten und den Schüler*innen vertrauten Mediums Instagram: https://www.instagram.com/catull.us/. Der Vorteil des Einsatzes von Instagram liegt nicht nur im zusätzlichen Anreiz für die Schüler*innen, den das Medium an sich mit sich bringt, sondern auch auf inhaltlicher Ebene: in der unerwarteten Aktualisierung der Gedichte. Schließlich lässt sich die Inszenierung des fiktiven Catulls, die der Dichter Catull in seinen Gedichten betreibt, mit der Selbstinszenierung in sozialen Netzwerken wie Instagram vergleichen. Die Frage nach Realität und Inszenierung stellt sich den Schüler*innen im digitalen Zeitalter häufig, insbesondere bei den Themen „Liebe“ und „Liebesbeziehungen“,die auf Instagram eine wichtige Rolle spielen. Diese Phänomene mit Catulls Inszenierung zu vergleichen und zu hinterfragen, schult ebenso das literarische wie das medienkritische Verständnis der Schüler*innen.
Um dieses Ziel zu erreichen, sind die Fotos entsprechend gestaltet: Sie präsentieren sich in Ausdruck, Format, Filter und Setting im instagram-typischen Gewand. Dadurch wirken sie besonders authentisch. Die Authentizität des Profils wird zudem dadurch gesteigert, dass die Posts neben den Fotos teilweise auch die typischen Bildunterschriften und Hashtags enthalten, welche den lateinischen Text zusätzlich inhaltlich und sprachlich vorentlasten.
So kann mit Hilfe des Instagram-Profils von Catull.us eine Unterrichtseinheit entstehen, welche die an sich schon lebendige Literatur Catulls für die Schüler*innen noch lebendiger macht.