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Kunstvoll beleidigen

Auch jenseits der Lesbia-Gedichte lohnt sich die Catull-Lektüre. Besonders interessant sind gewiss die Schmäh- und Spottgedichte, in denen "Catull" seiner Abneigung gegen Emporkömmlinge und Machtmenschen zum Ausdruck bringt. Selbst vor Caesar und Cicero macht er nicht halt. Oft ist der Ton derb, immer wieder aber auch fein und voller Ironie; die Wirkung der Worte reicht von harmlos bis vernichtend. Sich selbst inszeniert der Dichter als Teil einer überlegenen Avantgarde, die kopfschüttelnd auf den Rest der Welt blickt. Selbst die wüsten Gedichte, die wie hingeworfen wirken, sind kunstvoll gewebt und zeigen den Schülerinnen und Schülern, wie ein Dichter mit poetischen Mitteln beleidigen kann. Immer wieder stellt sich allerdings die Frage, ob er zu weit geht. Dem Thema "Kunstvoll beleidigen" ist eine kleine Unterrichtsreihe gewidmet, die von nun an hier zur Verfügung steht. Zu ihr gehört als Begleit- und Bezugsmaterial ein ausdrucksstarkes Bild des Kieler Künstlers Mathias Foot, das speziell für diese Unterrichtseinheit entstanden ist; es zeigt gleichermaßen "Catulls" Abscheu und Überlegenheit und wirft Fragen nach der Art der Beleidigung und den Opfern der Angriffe auf.