MENÜ

Grammatik üben

Das Üben neu eingeführter Grammatik gehört zu den festen Bestandteilen des Lateinunterrichts.

Allerdings gilt die Phase des Übens - nicht nur im Lateinunterricht - oft als notwendiges Übel. Der Philosoph O. F. Bollnow hat in seinem Buch "Vom Geist des Übens" (1978) demgegenüber deutlich gemacht, dass das Üben mehr ist als eine funktionale Tätigkeit ohne eigenen Wert. Bollnow warnt deshalb davor, das scheinbar freudlose Üben durch eine motivierende Einkleidung zu tarnen - ein Trick, den Schülerinnen und Schüler sofort durchschauen. Bollnow spricht sich zu Recht für ein unverblümtes Üben aus, in dessen Mittelpunkt die Vervollkommnung einer Fertigkeit steht. Er ist davon überzeugt, dass bewusstes Üben die intrinsische Motivation steigert: "Der Geist der Übung ist der unerbittliche Ernst, der nicht nachläßt, bis die Leistung fehlerfrei gelungen ist." (ibd., S. 30) Am besten geschehe dies dadurch, dass die betreffende Fertigkeit isoliert geübt werde, um dann später wieder in den Zusammenhang gesetzt zu werden. Empirische Studien bestätigen Bollnows Ansatz: A. Kikenberg hat in ihrer Untersuchung "Spielen oder nicht spielen, das ist hier die Frage" (2013) nachgewiesen, dass "bei der Arbeit ohne Spiel tendenziell bessere Ergebnisse erzielt wurden" (ibd., S. 99).

Bollnows Mahnung, es mit dem spielerischen Element beim Üben nicht zu übertreiben, ist sicher zutreffend. Spielerisches darf aber hinzutreten, wenn es einen Mehrwert mit sich bringt. Dies zeigt sich z. B. bei der "Legolyse", bei der Satzteile durch Legosteine veranschaulicht werden. 

Intensives Üben muss didaktisch organisiert werden. Leitende Prinzipien sind dabei Wiederholung, Häufung, Veränderung und Passung. Letztere hängt wesentlich von den Übungstypen (reproduktiv, analytisch und produktiv) ab: Sie dürfen die Schülerinnen und Schüler nicht überfordern. Dazu müssen sie nach Art eines sich steigernden Trainings angeordnet sein und auch in sich eine Steigerung aufweisen. 

Wie das Einführen der Grammatik einer bestimmten Choreographie folgt (z. B. dem DisKoFox-Modell), so gibt es auch für das Üben didaktisch stimmige Abläufe. Dabei ist es notwendig, zwischen neuer, gerade eingeführter und alter, eigentlich bekannter Grammatik zu unterscheiden. 

Übersicht Fachdidaktik